Im Namen Gottes, Des Erbarmers, Des Gnädigen
Traditionelle der verschiedenen Religionen verlangen von ihren Mitgliedern, dass sie nur solche heiraten, die ihrer Religion bzw. Konfession angehören. Für die Männer gibt es immer wieder Ausnahmen, die für Frauen nicht gelten. So sieht man in den islamisch traditionellen Ländern, dass Männer Frauen aus jeder Religion oder Konfession heiraten dürfen, während es den Frauen untersagt ist. Der Grund sei, so wie es immer wieder behauptet wird, dass Gott es so verordnet hätte.
Tatsächlich Gott verordnete es, dass Gläubige – Männer oder Frauen ohne Ausnahme – nur gläubige Ehepartner zu sich nehmen sollen:
[2:221] Und heiratet keine Götzenanbeterinnen (Muschrik = Poly1istisch), ehe sie glauben. Und eine gläubige Dienerin ist besser als eine Götzenanbeterin, mag sie euch auch noch so gut gefallen. Und verheiratet nicht (gläubige Frauen) mit Götzenanbetern, ehe sie glauben. Und ein gläubiger Diener ist besser als ein Götzenanbeter, mag er euch auch noch so gut gefallen. Jene rufen zum Feuer, doch Allah ruft zum Paradies und zur Verzeihung mit Seiner Erlaubnis und macht den Menschen Seine Zeichen klar, damit sie Seiner gedenken mögen.
Warum diese Verordnung wichtig ist, wird im gleichen Vers erläutert, nämlich dass die Beziehung zu einem Ungläubigen (Ableugner, Poly1ist oder Heuchler) einen Schaden im Glauben mit sich bringt. Der Vers handelt im Allgemeinen von der Ehe gläubiger Menschen und nicht im Bezug auf eine bestimmte Religion bzw. Konfession. Das Problem bei der Interpretation dieses Verses liegt eher im Verständnis des Wortes „gläubig“.
Wer ist nun gläubig?
Kann es unter den anderen Schriftvölkern außer der eignen Religion gläubige Menschen geben?
[2:62] Diejenigen, die glauben, und diejenigen, die Juden sind, und die Christen und die Säbier, all die, die an Gott und den Jüngsten Tag glauben und Gutes tun, erhalten ihren Lohn bei ihrem Herrn, sie haben nichts zu befürchten, und sie werden nicht traurig sein.
[5:69] Diejenigen, die glauben, und diejenigen, die Juden sind, und die Säbier und die Christen, all die, die an Gott und den Jüngsten Tag glauben und Gutes tun, haben nichts zu befürchten, und sie werden nicht traurig sein.
Die Verse 2:62 und 5:69 erläutern uns, dass der Glaube nicht mit einer bestimmten Religion verbunden ist, sondern mit den Grundsätzen:
- Der Glaube an Gott als Absolute Macht
- Der Glaube an das Jenseits (Jüngsten Tag, Engel, Hölle und Paradies usw.)
- Das Gute tun und das Schlechte ablehnen
In anderen Worten, es steht uns frei – ob Mann oder Frau – den zu heiraten, der von diesen Grundsätzen überzeugt ist, egal wie seine Religion heißen mag, denn die wahre Einstellung im Leben ist letztendlich „die Hingabe“ zum Allmächtigen (3:19)
Der nächste Vers (5:5) spricht zwar die Männer im Bezug auf den Verkehr mit den Schriftvölkern an, doch nirgends ist es niedergeschrieben, dass die Frauen nicht die gleichen Rechte genießen dürften, besonderes bei der Entscheidung, wen sie heiraten wollen.
[5:5] Heute sind euch alle guten Dinge erlaubt. Und die Speise derer, denen die Schrift gegeben wurde, ist euch erlaubt, wie auch eure Speise ihnen erlaubt ist. Und ehrbare gläubige Frauen und ehrbare Frauen unter den Leuten, denen vor euch die Schrift gegeben wurde, wenn ihr ihnen die Brautgabe gebt, und nur für eine Ehe und nicht für Unzucht und heimliche Liebschaften. Und wer den Glauben verleugnet, dessen Tat ist ohne Zweifel zunichte geworden; und im Jenseits wird er unter den Verlierern sein.
Den Beweis, dass die sunnitischen Gelehrten den Koran nicht wortgetreu übersetzt haben und ihre eigene Sichtweise in den Koran hineininterpretieren, finden wir in diesem Beispiel, das aus der Kairoer Azhar-Universität stammende Übersetzung des Korans kommt:
Azhar-Übersetzung:
[5:5] Heute sind euch die guten Dinge erlaubt. Das Essen der Schriftbesitzer ist euch erlaubt, wie euer Essen ihnen erlaubt ist. Ihr dürft freie, ehrbare muslimische Frauen (Mominaat = Gläubige Frauen) und freie ehrbare Frauen aus den Gemeinden der Schriftbesitzer heiraten, wenn ihr ihnen die ihnen zustehende Morgengabe entrichtet mit der Absicht, eine Ehe zu schließen und nicht uneheliche Verhältnisse zu unterhalten oder Konkubinen zu nehmen. Wer den rechten Glauben verleugnet, dem nützen gute Taten nichts, und am Jüngsten Tag gehört er zu den Verlierern.
Hier vertauschten die Übersetzer einfach das Wort „gläubig“ mit dem Wort „muslimisch“, um sich selbst und ihren Lehren Recht zu geben. Der Unterschied zwischen dem Wort Muslim (Gottergebener) und Momin (Gläubiger) wird im folgenden Vers (49:14) verdeutlicht:
[49:14] Die arabischen Beduinen sagen: »Wir glauben« Sprich: Ihr glaubt nicht (wirklich). Sagt vielmehr: Wir sind Muslime geworden. Der Glaube ist ja noch nicht in eure Herzen gedrungen. Wenn ihr aber Gott und seinem Gesandten gehorcht, verringert Er euch nichts von euren Werken. Gott ist voller Vergebung und barmherzig.
Wir hoffen, dass durch diesen kleinen Beitrag, einiges geklärt wurde und wünschen allen gläubigen Menschen Gottes Segen und Heil
Salam