Die Tugend der Vergebung und die Gerechtigkeit – 42:37-43

Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Gnädigen

Die Verse aus Sure 42 zeichnen ein ausgewogenes Bild von Vergebung und Gerechtigkeit, das zentrale Werte im Islam darstellen. Sie lehren, wie wichtig es ist, Gerechtigkeit herzustellen, ohne dabei die Tugend der Vergebung zu vergessen. Vergebung wird als eine höhere moralische Stufe beschrieben, die den Gläubigen sowohl inneren Frieden als auch göttliche Belohnung bringt. Gleichzeitig wird betont, dass Gerechtigkeit ein unabdingbarer Bestandteil einer harmonischen Gesellschaft ist.

1. Vergebung als Zeichen von Größe und Stärke

„Und diejenigen, die die großen Sünden und die Abscheulichkeiten meiden und, wenn sie zornig sind, vergeben.“ (42:37)

Die Fähigkeit, Zorn zu kontrollieren und zu vergeben, ist ein Zeichen von wahrer moralischer Überlegenheit. Diese Eigenschaft zeigt nicht nur emotionale Kontrolle, sondern auch Vertrauen in Gottes Gerechtigkeit. Gläubige, die vergeben, tragen aktiv zur Harmonie in der Gesellschaft bei.

2. Beratung und Gemeinschaft als Grundlage für Gerechtigkeit

„Und diejenigen, die auf ihren Herrn hörten, den Kontakt aufrechterhielten, und deren Angelegenheit untereinander zur Beratung steht, und von dem, womit wir sie versorgten, abgeben.“ (42:38)

Entscheidungen der Gläubigen basieren auf gegenseitiger Beratung. Dies stellt sicher, dass Gerechtigkeit nicht durch individuelle Willkür, sondern durch gemeinschaftliche Konsultation erreicht wird. Gleichzeitig geben sie von dem ab, was Gott ihnen gegeben hat, und stärken so den Zusammenhalt in ihrer Gemeinschaft.

3. Gerechtigkeit bei erlittenem Unrecht

„Und diejenigen, falls sie von einer Übertretung betroffen waren, sind es, die triumphieren.“ (42:39)

„Und die Vergeltung für eine Schlechtigkeit ist eine ähnliche Schlechtigkeit. Wer jedoch verzeiht und Besserung schafft, dessen Lohn obliegt Gott. Gewiss, er liebt nicht die Ungerechten.“ (42:40)

Die Gläubigen dürfen sich gegen erlittenes Unrecht wehren. Dabei ist die Vergeltung klar geregelt: Sie muss im gleichen Maß wie das begangene Unrecht erfolgen, um Gerechtigkeit herzustellen. Gleichzeitig wird Vergebung als moralisch überlegene Option hervorgehoben. Wer verzeiht und Frieden herstellt, wird großzügig von Gott belohnt.

4. Schutz vor ungerechtfertigter Kritik

„Und gegen den, der triumphierte, nachdem ihm ein Unrecht angetan wurde, und gegen solche gibt es keinen Weg.“ (42:41)

„Der Weg ist nur gegen diejenigen, die den Menschen Unrecht tun und auf der Erde unrechtmäßig übertreten. Für solche gibt es eine schmerzhafte Qual.“ (42:42)

Gläubige, die sich nach einem Unrecht zur Wehr setzen, dürfen nicht verurteilt werden. Ihre Handlungen sind legitim und gerecht. Im Gegensatz dazu wird klar, dass diejenigen, die selbst Unrecht begehen oder die Ordnung auf der Erde stören, sich Gottes Strafe stellen müssen.

5. Geduld und Vergebung als höchste Entschlossenheit

„Und wer sich geduldig zeigte und vergab, so ist dies gewiss die Entschlossenheit in den Angelegenheiten.“ (42:43)

Geduld und Vergebung werden als Zeichen von Weisheit und Stärke beschrieben. Solches Verhalten erfordert nicht nur innere Stabilität, sondern auch ein tiefes Vertrauen in Gottes Gerechtigkeit. Die Fähigkeit, in schwierigen Situationen Vergebung zu praktizieren, wird als die höchste Form der Entschlossenheit gewürdigt.

Fazit

Die Verse betonen, dass Vergebung und Gerechtigkeit Hand in Hand gehen. Gerechtigkeit ist notwendig, um Unrecht zu beseitigen und Ordnung in der Gemeinschaft zu gewährleisten. Vergebung jedoch hebt den Menschen auf eine höhere spirituelle Ebene, indem sie den Kreislauf von Unrecht und Vergeltung durchbricht. Gemeinsam bilden diese Tugenden eine Balance, die das Fundament für ein gerechtes und friedliches Leben schafft.