Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Gnädigen
Als kleine Kinder lehrte man uns im Religionsunterricht, dass wir Moslems durch unseren Propheten Mohammed aus der Hölle gerettet werden, indem er für uns im Jenseits, am Tag des Gerichts eine Fürsprache [SchaFaAaH] bei Gott einlegt. Man glaubte fest daran (bzw. glaubt immer noch), dass solange man Moslem genannt werde, stünde man unter dem Schutz der Schafaah. Der Prophet würde durch seine nahe Stellung zu Gott – wie behauptet wird – für jene, die ihm folgen, ein gutes Wort einlegen und seinen Einfluss gelten lassen, damit Gott diesen Leuten den Zutritt ins Paradies gewähre. Solche Glaubenssätze sind sicher nichts neues in der Geschichte der Menschen, denn den gleichen Ansatz findet man in anderen Religionen so wie beispielsweise im Christentum, wo viele Angehörige fest überzeugt sind, dass Jesus die Sünden der Menschen auf sich trägt, womit auch er die Rolle des Retters im Jenseits innehat.
Stimmen diese Behauptungen der Menschen oder nehmen sie sich lediglich einen Sündenbock, um weiterhin so zu leben, wie sie es sich wünschen?
Das Thema “Schafaah” war immer Diskussionsstoff zwischen Befürwortern und Ablehnern unter den Islamgelehrten und -wissenschaftlern. Viele, vor allem unter den Sekten, vertreten den oben erwähnten Glaubenssatz und andere lehnen es völlig ab, weil sie fest überzeugt sind, dass das Urteil nur in Gottes Hand liegt und dass keiner sich in dieser Angelegenheit einmischen kann. Jede Meinung pro oder kontra wird von koranischen Versen und überlieferten Hadi1n (Erzählungen) belegt.
Das Wort “Schafaah” kommt tatsächlich insgesamt 31 mal im Koran vor (Siehe Verse), und kann allein deshalb nicht abgeleugnet werden. Nur was hat Schafaah für eine Funktion, was ist darunter zu verstehen?
Ein Beispiel aus dem Leben
Im Koran wird uns erklärt, dass Schafaah eine Aktion sei, die nicht nur im Jenseits eine Rolle spielt, sondern auch im Diesseits, sodass wir erkennen, dass uns all dies bereits im Leben als Beispiel dient:
4:85 Wer sich für etwas Gutes einsetzt (Schafaah), erhält einen Anteil davon, und wer sich für etwas Böses einsetzt (Schafaah), dem fällt die Verantwortung dafür zu. Bei allen Erwägungen ist Gott überaus genau.
In Vers 1:4 (König des Gerichtstages) sehen wir, dass es sich um ein Gericht handelt, in dem die Werke jedes einzelnen Menschen in einem gerechten Verfahren bewertet werden. Auch in einem diesseitigen Gericht sowie im Jenseits ist die Vertretung durch einen Anwalt (Fürsprecher) möglich. Nur ein Anwalt kann logischerweise niemals die Rolle des Richters übernehmen. Seine Aufgabe besteht nur darin, Pluspunkte für seinen Mandanten zu sammeln und sie dem Richter (der höheren Instanz) vorzulegen. Ob diese Punkte nützlich sind oder nicht, wird sich herausstellen. Letztendlich muss man abwarten, bis der Richter seinen Urteilsspruch verkündet:
10:109 Und folge dem, was dir offenbart ward, und sei standhaft, bis Gott sein Urteil spricht, denn Er ist der beste Richter
Am Tag des Gerichts ist die Lage nicht viel anders als im diesseitigen Leben, mit der Ausnahme, dass das Urteil über die Angeklagten nur von Gott gefällt wird. Da gibt es weder korrupte Beamte noch Beziehungen, die einem Vorteile verschaffen. Die beauftragten Fürsprecher sind Personen, die im Leben auf ihre Wahrhaftigkeit geprüft worden sind. So erkennen wir in folgenden Versen, dass sich jegliche Gesandte – ob Menschen oder Engel – für die Gläubigen einsetzen können:
78:38 An dem Tag, wenn der Geist und die Engel gereiht stehen, sprechen sie nicht, außer der, dem der Erbarmer es erlaubt und der Richtiges sagt
21:26 Und sie sagen: “Der Erbarmer hat Sich ein Kind genommen.” Preis sei Ihm! Nein! Vielmehr sind es geehrte Diener.
21:27 Sie kommen Ihm im Reden nicht zuvor, und nur nach Seinem Befehl handeln sie.
21:28 Er weiß, was vor ihnen und was hinter ihnen liegt, und sie legen Fürsprache nur für denjenigen ein, dem Er zustimmt. Und sie sind aus Furcht vor Ihm besorgt.43:86 Und diejenigen, die sie an seiner Stelle anrufen, verfügen nicht darüber, Fürsprache einzulegen, ausgenommen die, welche die Wahrheit bezeugen und die Bescheid wissen.
53:26 Und wie viele Engel in den Himmeln, deren Fürsprache nichts nützt, außer nachdem Gott es erlaubt, wem Er will und dabei zufrieden ist
Gesandte sind in dem Sinn nicht nur Fürsprecher, sondern auch Zeugen, ja sogar Angeklagte, da sie zu wahrheitsgemäßen Aussagen verpflichtet sind:
Jesus:
5:117 Ich habe ihnen nichts anderes gesagt als das, was Du mir befohlen hast, nämlich: >Dienet Gott, meinem Herrn und eurem Herrn.< Ich war Zeuge über sie, solange ich unter ihnen weilte. Als Du mich abberufen hast, warst Du der Wächter über sie. Und Du bist über alle Dinge Zeuge.
5:118 Wenn Du sie peinigst, so sind sie deine Diener. Wenn Du ihnen vergibst, so bist Du der Ehrenvolle, der Weise.«Mohammed:
4:41 Wie wird es sein, wenn Wir von jeder Gemeinschaft einen Zeugen beibringen und dich als Zeugen über diese beibringen?
25:30 Und der Gesandte sagte: O mein Herr, mein Volk nahm sich diesen Koran als verlassenen Gegenstand.
Fürsprecher als Retter?
Der Glaube, dass der Prophet irgendjemanden aus der Hölle retten kann, ist nicht nur ein absurder Gedanke, sondern führt noch dazu, Gottes Macht, Gerechtigkeit und Weisheit in Frage zu stellen. Die Beigeseller erkennen Gott auf der einen Seite, und auf der anderen Seite dienen sie anderen anstelle Gottes, weil sie glauben, dass diese sich für sie einsetzen würden. Ein Gedanke ohne Fundament, der sich weder auf Vernunft noch auf irgendwelche Wahrheiten zu stützen vermag:
10:18 Sie verehren anstelle Gottes, was ihnen weder schadet noch nützt, und sagen: »Das sind unsere Fürsprecher bei Gott.« Sprich: Wollt ihr denn Gott etwas kundtun, was Er nicht kennt, weder in den Himmeln noch auf der Erde? Preis sei Ihm, und erhaben ist Er über das, was sie (Ihm) beigesellen.
6:94 Ihr seid nun einzeln zu Uns gekommen, so wie Wir euch das erste Mal erschaffen haben, und ihr habt hinter euch zurückgelassen, was Wir euch verliehen haben. Und Wir sehen nicht bei euch eure Fürsprecher, von denen ihr behauptet habt, sie hätten Anteil an euch. Abgeschnitten ist das Band zwischen euch, und entschwunden ist euch, was ihr immer wieder behauptet habt.
Die Behauptung, dass sich der Prophet für jeden einsetzt, der sich Moslem nennt, kann niemals stimmen. Mohammed kann niemanden retten, der in der Hölle ist:
39:19 Kannst du den vor dem Feuer retten, über den Gottes Strafurteil zu Recht gefallen ist?
Wozu ein Gericht, wenn Gott alles weiß?
Die Frage ist sehr einfach zu beantworten: Ähnlich wie im Diesseits ist es auch im Jenseits. Ungerecht ist es, jemanden ins Gefängnis zu stecken, ohne ein Gerichtsverfahren mit Beweismaterial und der Möglichkeit, sich selbst zu verteidigen. Jeder Mensch soll erkennen, dass das System Gottes vom Beginn bis zum Ende auf Gerechtigkeit basiert.
Sage: Alle Fürsprache gehört Gott allein. Ihm gehört die Königsherrschaft der Himmel und der Erde. Dann werdet ihr zu Ihm zurückgebracht. (39:44)
Auf Grund meiner Arbeit als Dolmetscher im Gericht erlebe ich immer wieder, wie manche gute Richter in einer Verhandlung aggieren, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Sie sitzen nicht nur da, um beide Parteien anzuhören, sondern stellen selber viele Fragen und suchen nach Gründen, die den Angeklagten womöglich entlasten. Tatsächlich kommen Staatsanwalt und Rechtsanwalt wenig zu Wort, weil der Richter den Weg, so gut er konnte, bereits ebnete.
Fazit
Die Schafaah:
- kann akzeptiert oder abgelehnt werden (2:48)
- kann nutzen oder nicht (2:123, 10:109, 34:23, 36:23, 74:48)
- kann vorhanden sein oder nicht (2:254, 32:4)
- kann von einer Person “Schafia” (Fürsprecher) mit Gottes Erlaubnis vertreten werden (2:255, 6:51, 6:70, 10:3, 40:18)
- ist so wie im Jenseits auch im Leben vorhanden (4:85)
- Der Glaube an Schafia (Fürsprecher) (6:94, 7:53, 10:18, 39:43)
- Verbrecher haben keinen, der sich für sie einsetzt (26:100, 30:13)
- Auserwähle Menschen und Engel können Fürsprecher sein (21:25-28, 43:86, 53:26)
- Gottes ist die gesamte Fürsprache (39:44)
Gepriesen ist der Herr der Welten