Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Gnädigen
7:169 Dann aber folgten ihnen Nachfolger, die die Schrift erbten. Sie nehmen sich die Option des Niedrigeren und sagen dabei: Uns wird vergeben. Und wenn ihnen eine ähnliche Option zukommt, nehmen sie sie. Wurde von ihnen nicht der Bund der Schrift entgegengenommen, dass sie über Gott nichts sagen außer der Wahrheit, und sie studierten, was darin steht? Die Heimstätte des Letzten ist jedoch besser für diejenigen, die achtsam sind. Versteht ihr denn nicht?
7:170 Und was diejenigen angeht, die sich an die Schrift festhalten und den Kontakt aufrechterhalten, wir lassen gewiss nicht den Lohn der Rechtschaffenen verloren gehen
In den Versen 7:169-170 wird ein wichtiger Aspekt des Verhältnisses zwischen den Menschen und der göttlichen Offenbarung beleuchtet. Diese beiden Verse handeln von zwei unterschiedlichen Gruppen: Jene, die sich der niedrigeren Option zuwenden, und jene, die sich fest an die wahre Schrift halten. Traditionelle Interpretationen neigen dazu, in diesen Versen auf das formale Gebet (Salāh) zu verweisen. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass es hier um etwas viel Tieferes geht – nämlich um den spirituellen Kontakt zu Gott durch die authentische, unveränderte Schrift.
1. Die Wahl der „niedrigeren Option“
Im Vers 7:169 wird die erste Gruppe beschrieben: Nachfolger, die die Schrift Gottes geerbt haben, sich jedoch für eine minderwertige Option entscheiden. Anstatt die wahre, göttliche Weisung der Schrift zu befolgen, greifen sie zu erdichteten Schriften oder menschlichen Interpretationen, die ihnen kurzfristige Vorteile verschaffen. Sie rechtfertigen ihr Verhalten mit der Aussage: „Uns wird vergeben“, und wiederholen diese Wahl immer wieder, wenn sich eine ähnliche Gelegenheit bietet.
Dies zeigt eine bewusste Entscheidung, die niedrigere, weltliche Option der Schrift zu bevorzugen, anstatt die höhere, göttliche Weisung zu akzeptieren. Der Vers erinnert uns daran, dass sie die Verpflichtung gegenüber der Schrift hatten, nichts anderes über Gott zu sagen außer der Wahrheit. Doch sie ignorierten diesen Bund, obwohl sie die Schrift studierten und wussten, was darin steht.
2. Die Bedeutung des „Festhaltens an der Schrift“
Im Vers 7:170 wird die zweite Gruppe beschrieben: Jene, die sich fest an die Schrift halten und den Kontakt zu Gott aufrechterhalten. Hier wird traditionell oft das formale Gebet (Salāh) als der Kontakt zu Gott interpretiert. Doch das Wort „يُمَسِّكُونَ بِالْكِتَابِ (sich an die Schrift festhalten)“ verdeutlicht, dass es um die Befolgung der heiligen Schrift geht. Das „Festhalten“ bezieht sich darauf, die Schrift als primäre Quelle der göttlichen Weisung zu betrachten und danach zu leben.
Der Kontakt zu Gott wird in diesem Kontext durch die ständige Rückbesinnung auf die authentische Schrift aufrechterhalten. Diejenigen, die sich für die Befolgung der Schrift entscheiden, pflegen eine direkte Verbindung zu Gott, da sie die wahre göttliche Botschaft als ihren spirituellen Leitfaden akzeptieren.
3. Die Konsequenz der Wahl
Diese beiden Verse zeigen einen klaren Kontrast:
- Diejenigen, die die niedrigere Option wählen, verlieren den Kontakt zu Gott, indem sie sich von der wahren Offenbarung abwenden und menschliche Erfindungen oder Interpretationen bevorzugen. Diese Wahl wird als minderwertig und vergänglich beschrieben.
- Diejenigen, die sich an die Schrift halten, bewahren ihre Verbindung zu Gott und erhalten den Lohn der Rechtschaffenen. Gott lässt ihren Lohn nicht verloren gehen, da sie die wahre Offenbarung anerkennen und danach leben.
Fazit
Die traditionelle Ansicht, dass sich der Vers 7:170 auf das formale Gebet bezieht, greift zu kurz. Der Text deutet auf eine tiefere Bedeutung hin: Der wahre Kontakt zu Gott entsteht durch die authentische Befolgung seiner Schrift. Diejenigen, die die niedrigere Option wählen, indem sie erdichtete Schriften oder Interpretationen vorziehen, entfernen sich von diesem Kontakt. Die Botschaft der Verse fordert dazu auf, die wahre, göttliche Weisung anzunehmen und den Kontakt zu Gott durch die unverfälschte Schrift aufrechtzuerhalten, um die ewige Belohnung im Letzten zu erlangen.
Dieser Ansatz verdeutlicht, warum die Hanif-Übersetzung den Fokus auf das Festhalten an der Schrift und den spirituellen Kontakt zu Gott legt, anstatt auf das physische Gebet. Es geht darum, die Verbindung zu Gott durch das Leben nach seiner Offenbarung aufrechtzuerhalten und die authentische Schrift als primäre Quelle der göttlichen Führung anzuerkennen.