Nahm sich Gott einen Freund? Vers 4:125

Im Namen Gottes Des Erbarmers Des Gnädigen

Es ist eine sehr schöne Sache, wenn man einen vertrauten Freund hat. Einer, mit dem man stundenlang sitzt, ohne Langeweile zu spüren, ihm die eigenen Geheimnisse oder das, was einem manchmal bedrückt, zu erzählen, ohne zu befürchten, von ihm verraten zu werden. Ein wahrhaftiger Freund, der meine Geheimnisse bewahrt – sind ihm heilig, ist wie ein Heilmittel für unsere Wunden.

In Vers 4:125 soll es davon handeln, dass Gott solchen Freund zu sich nahm ……..

Ist es möglich?

Hier haben wir einige deutsche und auch englische Übersetzungen, die es behaupten

ومن أحسن دينا ممن أسلم وجهه لله وهو محسن واتبع ملة إبرهيم حنيفا واتخذ الله إبرهيم خليلا

Khoury
Und wer hat eine schönere Religion als der, der sich völlig Gott hingibt und dabei rechtschaffen ist und der Glaubensrichtung Abrahams, als Anhänger des reinen Glaubens, folgt? Gott hat sich Abraham ja zum Vertrauten genommen.

Ahmadyyah
Und wer hat einen schöneren Glauben als jener, der sich Allah ergibt, der Gutes wirkt und der dem Bekenntnis Abrahams, des Aufrechten im Glauben, folgt? Und Allah nahm Sich Abraham besonders zum Freund.

Azhar
Nichts Besseres kann der Gläubige tun, als sich Gott innig hinzugeben, Gutes zu tun und dem Weg Abrahams, des Stifters des wahren Glaubens, zu folgen. Gott hat Abraham zum Freund auserkoren.

Khalifa
Who is better guided in his religion than one who submits totally to God, leads a righteous life, according to 1 creed of Abraham: mono1ism? God has chosen Abraham as a beloved friend.

Progressiv Moslems
And who is better in 1 system than one who surrenders himself to God, and is a good doer, and he followed 1 creed of Abraham in mono1ism? And God has taken Abraham as a friend.

Pickthall
Who is better in religion than he who surrendereth his purpose to Allah while doing good (to men) and followeth 1 tradition of Abraham, 1 upright? Allah (Himself) chose Abraham for friend.

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In unserem Artikel “Alkohol oder Zucker” zeigten wir, wie ein kleines diakritisches Zeichen, das von Menschen im Koran hineinplatziert wurde, die ganze Bedeutung eines Wortes oder eines Satzes verändert. Deshalb nutzen wir auf unserer Seite (Alquran) den Koran ohne diese von Menschen erstellten Zeichen, um uns nicht an die Leseart der Ahnen einzuschränken. Das heißt, das Lesen oder Vortragen des Koran geschieht, wie es sich gebührt und im Zusammenhang mit anderen Stellen und nicht als einzelne getrennte Passagen.

Bei den oben gezeigten Übersetzungen handelt es sich nicht um einen Fehler bei der Wiedergabe des Verses, sondern um das durch die diakritischen Zeichen herausgehobene Verständnis. Doch bevor wir diese Stelle erklären, wollen wir eine ähnliche Stelle im Koran zeigen.

ومن الناس والدواب والأنعم مختلف ألونه كذلك إنما يخشى الله من عباده العلمؤا إن الله عزيز غفور
35.28
Auch die Menschen, die Zug- und Lasttiere und das Vieh sind von verschiedenen Arten und Farben. Nur die Wissenden unter Seinen Dienern fürchten Gott. Gottes Allmacht und Vergebung sind unermeßlich.

Die unterstrichene Stelle in diesem Vers ist eigentlich anders im Arabischen geschrieben und zwar folgendermaßen: … denn Gott fürchten einige Seiner wissenden Diener

In dem Beispiel haben diejenigen, die diakritischen Zeichen vor 1200 Jahren aufsetzten, aufgepasst und setzten ein Fatha-Zeichen auf das Wort “ALLaHa“. Ansonsten hätte man das Wort mit Damma-Zeichen  “ALLaHo” gelesen. Das würde bedeuten, dass Gott sich vor den Wissenden fürchten würde.

Und so ähnlich ist es bei Abraham und Seinem Herrn. Doch dieses Mal haben die Diakritiker ein Damma-Zeichen auf das Wort “ALLaHo” gesetzt, so dass man verstanden hat, Gott würde sich einen Freund nehmen. Um das zu verdeutlichen, zeigen wir, wie es sogar im Deutschen zu solchen Verwechslungen kommen kann.

Die Phrase “Gott nahm sich Abraham als Freund” könnte auf zweierlei Arten verstanden werden:

  1. “Gott nahm sich den Abraham als Freund”  oder
  2. “Gott nahm sich der Abraham als Freund”

Derjenige, der sich für die erste Möglichkeit entschieden hat, ist derjenige, der die diakritischen Zeichen aufsetzte. Doch jeder soll selbst nachdenken und sich dabei die Frage stellen: Braucht Gott einen Vertrauten?

Gepriesen sei Gott über das, was behauptet wird ….

72:3 Und hocherhaben ist Unser Herr. Er nahm sich weder Partnerin noch einen Sohn

Nein, nicht Gott ist es, der die Menschen braucht
oder der Schwächen hat, die er jemandem anvertraut
oder der sich einsam fühlt und deshalb Freunde, Lebenspartnerin oder Kinder braucht

Es ist eher so, dass sich Abraham Gott als Vertrauten nahm. Gott, dem man alles erzählen kann, ohne zu befürchten, von ihm nicht ernst genommen zu werden, oder von Ihm verraten zu werden. Abraham, der in seiner Einsamkeit nicht einsam war, denn er hatte ständig einen außergewöhnlichen Freund neben sich, Der ihm immer wieder mit einem guten Rat entgegen kam. So soll das Beispiel Abrahams nicht als Sonderfall gelten, sondern uns allen als Vorbild dienen, dass wir uns Gott in dieser Form annähern mögen.

Was sagt die Bibel dazu

Diese Art Interpretation, dass Abraham der Freund Gottes sei, ist ähnlich der Bibelstelle Jes 41,8 . Doch wie es scheint, haben sogar die Übersetzer der Bibel ihre Schwierigkeit, das Wort (arab. KHaLYL) richtig wiederzugeben. So übersetzten sie das Wort mal als Freund” und mal als “Geliebter” oder etwas genauer (nach Vorgaben der griechischen Übersetzung der Bibel) als “der mich [Gott] Liebende“:

(Siehe Kommentar aus bibelwissenschaft.de)
Abraham ist der Freund Gottes (Jes 41,8, wörtlich eigentlich: „der mich [Gott] Liebende“; die spätere Tradition verallgemeinert zu „Freund“, vgl. die griechische Bibel ……

Und genau so ist es. “Der MICH Liebende” heisst ja, dass Abraham sehr an Seinem Herrn hing.

Salam