Diakritik im Koran und der Einfluss der Tradition

Im Namen Gottes Des Erbarmers Des Gnädigen

In diesem Beitrag wollen wir speziell auf Vers 2:221 eingehen. Doch ohne das Verständnis einiger Regeln des offenkundigen Koran bleiben uns manche Verse verhüllt und wir müssen uns mit den Vorgaben der Ahnen im Bezug auf die Setzung der diakritischen Zeichen begnügen.

Wir haben in älteren Beiträgen öfters erwähnt, dass diakritische Zeichen in der Offenbarungzeit des Koran nicht existiert haben und erst ab der Zeit der Umayyaden Kalifat im Koran aufgesetzt worden sind (Siehe “Alkohol oder Zucker” und “Nahm sich Gott einen Freund“). Der Grund, warum man diese Zeichen integriert hatte, war, weil man sich dachte, dass Mosleme auf der ganzen Welt eine einheitliche Leseart bekommen sollen. Man hatte befürchtet, dass jeder den Koran auf seiner Art und Weise lesen würde, wobei dann eine Vielzahl an verschiedenen Verständnissen bzw. Interpretationen entstehen würde. Diese Behauptung können wir zum Teil zustimmen, nur der Fehler ist, dass man diese diakritischen Zeichen als göttlich angesehen hatte, die nicht zu widerrufen sind, obwohl sie von Menschen gemacht worden sind.

In unserem Koran (auf alquran.eu) haben wir, Gott sei dank, diese Schwelle überschritten, und alles entfernt, was nicht zum Original gehört. So lesen wir die Zeichen Gottes frei und ohne menschlichen Einflüsse, da wir daran glauben, dass der Koran sich selbst erklärt und sich nur mit Gottes erlaubnis öffnet und dazu sind Glaube und Hintergrundswissen vollkommen ausreichend.

Traditionelle Ansichten

Nun schauen wir uns die Übersetzung von Vers 2:221 an als Beispiel für die Einflussnahme der Menschen, die ihre eigene Tradition durch die diakritischen Zeichen hineininterpretierten:

2:221 Und heiratet nicht poly1istische Frauen, bis sie gläubig geworden sind. Wahrlich, eine gläubige Sklavin ist besser als eine poly1istische Frau, auch wenn sie euch gefallen sollte. Und laßt die Poly1isten nicht zur Heirat zu, bis sie gläubig geworden sind. Wahrlich, ein gläubiger Sklave ist besser als ein Poly1ist, auch wenn er euch gefallen sollte. Jene rufen zum Feuer. Gott aber ruft zum Paradies und zur Vergebung mit seiner Erlaubnis. Und Er macht den Menschen seine Zeichen deutlich, auf daß sie es bedenken. (Übersetzung Adel Khoury)

Hier sehen wir zwei Aussagen, in denen Gott den Männern und den Frauen empfiehlt, keine Poly1isten zu heiraten, doch beim ersten Mal spricht Er die Männer direkt an und beim zweiten Mal spricht Er die Frauen indirekt an!! In beiden Fällen sind es sozusagen die Männer, die angesprochen werden. Einmal als selbstständige Personen, die die freie Entscheidung haben, mit wem sie zusammenkommen und beim zweiten Mal als Vormünder der in ihrem Kreis lebenden Frauen, um für sie zu entscheiden, wen diese heiraten dürfen; als hätten die Frauen keine eigene Selbstbestimmung!!

Dieser Unterschied ist kein Fehler der Übersetzung, da die meisten Übersetzer (wenn nicht alle) sich an die diakritischen Zeichen beim Verständnis des Koran halten. Wir werden, so Gott will, zeigen, dass der Koran eher seine Regel hat, die von Menschen besser beachtet werden sollen statt sich den Regeln der Ahnen zu widmen.

Unsere Ansicht

Wir behaupten, dass beide Aussagen Gottes sowohl den Männern als auch den Frauen gleicher Maßen gelten. In diesem Vers werden nicht nur Männer angesprochen, sondern Menschen im Allgemeinen, die als Vormünder für andere stehen oder die Verantwortung für sie tragen, sowie die Eltern an ersten Stelle.

Wenn wir den Vers in Originalform nochmals genauer anschauen und ohne solche diakritischen Zeichen, dann werden wir entdecken, dass zwischen beiden (rot markierten) Stellen überhaupt keinen Unterschied besteht. Denn wie gesagt, der einzige Unterschied ist die aufgesetzten Zeichen auf den Buchstaben, die die Bedeutung des Wortes völlig verdrehen. Beispiel: “LA TaNKeHWA” (mit Fatha-Zeichen) = Heiratet nicht,. “LA ToNKeHWA” (Mit Dammah-Zeichen) = Lasst nicht heiraten:

ولا تنكحوا المشركت حتى يؤمن ولأمة مؤمنة خير من مشركة ولو أعجبتكم ولا تنكحوا المشركين حتى يؤمنوا ولعبد مؤمن خير من مشرك ولو أعجبكم أولئك يدعون إلى النار والله يدعوا إلى الجنة والمغفرة بإذنه ويبين ءايته للناس لعلهم يتذكرون

Am Anfang unserer Überlegungen, dachten wir, dass vielleicht Mann und Frau direkt angesprochen werden “LA TaNKeHWA” = Heiratet nicht (plural, Maskulin oder beide Geschlechter). Das kann im ersten Fall im Bezug auf Männer richtig sein, aber wenn Frauen (im zweiten Fall) im Arabischen angesprochen werden, dann sieht es in der Grammatik anders aus, nämlich “LA TaNKeHNa” = Heiratet nicht (Plural, Feminin). Diese Form ist aber im Vers nicht vorhanden und das Verb “NaKaHa” = (Heiraten) kann für beide Fälle nicht gleich sein.

Hier hat ein Bruder, der mit uns den Koran übersetzt, gefragt, ob die zweite grammatikalische Form für beide Fälle gelten würde, “LA ToNKeHWA” (Lasst nicht heiraten)?

JA! Das ist dies, wonach wir suchten! Denn genau in der Heiratssache glauben wir, dass es überhaupt keinen Unterschied bestehen soll, auch die gleiche Schreibweise des Verbes weist keinen Unterschied auf und somit bestätigt sie diesen Denksatz. Eltern oder Vormüder sollen eher darauf achten, dass ihre Kinder, wenn sie mal erwachsen sind, mit dem richtigen Mann bzw. der richtigen Frau zusammenkommen, der oder die Gott achtsam ist und kein Unrecht tut.

Aus dem Grund schaut unsere Übersetzung anders aus als bei anderen:

2:221 Und lasst euch nicht die Poly1istinnen heiraten, ehe sie glauben, da eine gläubige Dienerin besser ist als eine Poly1istin, auch wenn sie euch gefällt. Und lasst euch nicht die Poly1isten heiraten, ehe sie glauben, da ein gläubiger Diener besser ist als ein Poly1ist, auch wenn er euch gefällt. Jene laden zum Feuer ein und Gott lädt zum Paradies und zur Vergebung ein, mit seiner Erlaubnis. Und Er verdeutlicht seine Zeichen für die Menschen, auf dass sie sich erinnern

Salam