Du sollst deine geschiedene Frau nicht daran hindern, ihren Ehemann zu heiraten? Vers 2:232

Im Namen Gottes Des Erbarmers Des Gnädigen

Da der Koran für uns u.a. ein Gesetzbuch (Scharia) darstellt, soll man bestimmte Verse mit mehr Vorsicht behandeln und stets vor Augen haben, dass man bei der Wiedergabe eine große Verantwortung gegenüber sich und seine Mitmenschen trägt. Vielleicht sind wir (mehrere Personen) im Vorteil gegenüber Andere, wenn wir die Möglichkeit haben, in Ruhe und Vernunft, die Zeichen Gottes zu verstehen. Deshalb wollen wir durch unsere Artikel niemanden verurteilen, der sich Mühe gab, die Verse des Koran wieder zu geben und dabei Fehler machte. Trotzdem ist es unsere Aufgabe, solche Fehler der Öffentlichkeit zu zeigen, damit jeder weiß, dass der Koran erhabener ist als jegliche Übersetzung.

Die folgenden Beispiele zeigen, wie Übersetzer des Koran Vers 2:232 wiedergaben:

Und wenn ihr die Frauen entlaßt und sie das Ende ihrer Frist erreichen, dann hindert sie nicht, ihre Gatten wieder zu heiraten, falls sie sich in rechtlicher Weise geeinigt haben. Damit wird derjenige von euch ermahnt, der an Gott und den Jüngsten Tag glaubt. Dies ist lauterer und reiner für euch. Und Gott weiß, ihr aber wißt nicht Bescheid. (Khoury)

Und wenn ihr euch von den Frauen scheidet und sie erreichen das Ende ihrer Wartefrist, dann hindert sie nicht daran, ihre Gatten zu heiraten, wenn sie miteinander auf geziemende Art einig geworden sind. Das ist eine Mahnung für den unter euch, der an Allah und an den Jüngsten Tag glaubt. Es ist segensreicher für euch und lauterer; und Allah weiß, ihr aber wisset nicht. (Ahmadyya)

Wenn die Frauen nach ausgesprochener Scheidung und verstrichener Wartezeit eine neue Ehe mit dem gleichen Mann eingehen wollen, so dürft ihr (die ihr das Sagen über sie habt) das nicht verbieten, wenn beide Partner eine Versöhnung im Guten erzielt haben. Dazu werdet ihr, die ihr an Gott und den Jüngsten Tag glaubt, ermahnt. Für euch ist das segensreicher und reiner. Gott weiß alles, und ihr wißt nichts. (Azhar)

Und wenn ihr die Frauen entlaßt und sie dann ihren Termin erreichen, dann hindert sie (-sofern ihr als Vormund über sie zu bestimmen habt-) nicht durch zwangsmaßnahmen daran, sich mit ihren (bisherigen) Gatten (wieder) zu verheiraten, falls sie sich miteinander in rechtlicher Weise geeinigt haben! Das ist eine Ermahnung an diejenigen von euch, die an Allah und den jüngsten Tag glauben. Auf diese Weise haltet ihr euch am ehesten sittlich und rein. Allah weiß Bescheid, ihr aber nicht. (Paret)

So wie der unlogische Titel dieses Artikels, handelt es sich bei diesen Übersetzungen um unverständliche Sätze, die wir hier auf einfache Weise zusammenfassen wollen: Wenn du dich von deiner Frau scheiden lässt, dann hindere sie nicht daran, dass sie ihren Ehemann heiratet.
Solch ein Satz; auch wenn er mehrere als Erklärung in Klammer gesetzten Noten beinhaltet; ist irrelevant und kann auf keinen Fall in der Art stehen. Manche Übersetzer wie “Azhar” und “Paret” meinen, dass diejenigen, die angesprochen sind, zwei verschiedene Personen seien und zwar beim ersten Mal “die Ehemänner” und beim zweiten “die Vormünder”. In diesem Fall muss der Satz jedoch anders stehen: “Wenn sich ein Mann von seiner Frau scheiden lässt, dann hindert die Frau nicht daran, zu ihm zurückzukehren“. So steht es aber nicht im Vers, sondern eher in den eigenen Interpretationen bzw. im Verständnis der Übersetzer, die sie extra in Klammer setzten.
Ahmadyya und Khoury fügten keine eigenen Interpreationen zu aber gaben uns zu verstehen, dass ein Ehemann der eigenen Frau nicht im Weg stehen soll, wenn sie zu ihm zurückkehren möchte. Khoury fügte das im Vers nicht vorhandene Wort “WIEDER” hinzu, um sein Verständnis zu bekräftigen. Aber auch in dem Fall muss der Satz anders formuliert werden: “Wenn du dich von der Frau scheiden lässt, dann hindere sie nicht, wenn sie zu dir zurückkehren will“. Doch so ist es auch nicht im Original!

Nach unserer Meinung liegt der Fehler darin, dass bestimmte Begriffe aus dem Koran durch die Übersetzer vereinheitlicht oder sogar beliebig unterschiedlich übersetzt wurden, ohne den Sinn des Wortes zu erfassen (Siehe auch: Schrift ist nicht gleich Buch). Das Wort, das die Übersetzer als “GATTE” wiedergaben, ist in Wirklichkeit ein Anderes. Das Wort “Gatte” oder “Ehemann” kam ja zuvor in Vers 2:228 als بعولتهن [BoÓuLaTeHeNna] (Ihre Ehemänner). Im Vers 2:232 steht jedoch das Wort ازوجهن [AZWaGeHeNna] (ihre Partner oder Gefährten), das sich eher auf andere Männer bezieht, die die Frauen für sich selbst entschieden haben. Deshalb unterscheidet sich unsere Übersetzung von den Anderen. Denn wir glauben, dass der Vers eine etwas andere Aussage enthält: “Wenn du dich von der Frau scheiden läßt, dann hindere sie nicht, wenn sie sich mit ihrem Partner vermählen möchte“.

In der modernen arabischen Sprache versteht man das Wort زوج [ZaWG] زوجة [ZaWGaH] als als Ehemann, Ehefrau. Doch der Koran ist präziser bei der Auswahl seiner Begriffe und bezeichnet alles, was paarweise in der Natur vorkommt, als “ZaWG”. Die Wurzel bezieht sich auf einen Teil eines Paares wie beispielsweise ein “Lebenspartner” bei den Menschen. Das Verb davon ist “paaren”, das sich nicht unbedingt auf den Sexualakt bezieht, sondern viel mehr auf das Zusammenleben zweier Personen, so wie in der Geschichte von Adam (Siehe Vers 2:35), aus dem seine Lebenspartnerin entstand. In Vers 6:143 oder 43:12 kommt das gleiche Wort in Plural vor ازواج und bedeutet ganz einfach “Paare”. Es ist auch wichtig zu erwähnen, dass das Wort “Paar” nicht wie im Deutschen in Singularform steht, sondern in der Dualform زوجين [ZaWGaYN] und es kann beim Trennen eines Paares von zwei Partnern gesprochen werden.

Hier ist unser Übersetzungsvorschlag zu diesem Vers

وإذا طلقتم النساء فبلغن أجلهن فلا تعضلوهن أن ينكحن أزوجهن إذا ترضوا بينهم بالمعروف ذلك يوعظ به من كان منكم يؤمن بالله واليوم الءاخر ذلكم أزكى لكم وأطهر والله يعلم وأنتم لا تعلمون

2:232 Und wenn ihr euch von den Frauen scheiden ließt und sie ihre Frist vollendeten, dann zwängt sie nicht ein, auf dass sie ihre Partner heiraten, wenn sie miteinander in erkenntlicher Weise zufrieden sind. Damit wird der von euch belehrt, der an Gott und den letzten Tag zu glauben pflegte. Dies ist lauterer für euch und reiner. Und Gott weiß, ihr aber wisst nicht

Salam